- Szintigraphie: Verfahren und Anwendungen
- Szintigraphie: Verfahren und AnwendungenBei der Szintigraphie werden radioaktive Isotope bestimmter Elemente (z. B. des Jods) in den Körper eingebracht, durch deren radioaktive Strahlung Veränderungen bzw. Abläufe im Körper sichtbar gemacht werden.Die Szintigraphie gehört zu den nuklearmedizinischen Verfahren. Sie macht sich zunutze, dass der Körper radioaktive Isotope bestimmter Elemente, die Strahlen aussenden, aufnimmt. Diese Strahlung wird von einem Messgerät namens Gammakamera registriert und in ein Bild umgesetzt. Bei dieser Untersuchung besteht eine leichte Strahlenbelastung, die allerdings für den Körper nicht schädlich ist. Die Radioisotope zerfallen meist schnell bzw. werden ausgeschieden.SchilddrüsenszintigraphieMithilfe der Szintigraphie kann z. B. die Funktion des Schilddrüsengewebes überprüft werden. So kann ermittelt werden, ob bestimmte Bezirke in der Schilddrüse verstärkt arbeiten oder andere ihre Tätigkeit nahezu eingestellt haben. Die Schilddrüse ist bei ihrer Arbeit - der Herstellung von Schilddrüsenhormonen - auf das Element Jod angewiesen. Bei der Szintigraphie wird dem Patienten ein radioaktives Isotop des Jods injiziert, das von den Schilddrüsenzellen aufgenommen wird. Kaum oder nicht funktionstüchtige Zellen z. B. nehmen wenig oder kein radioaktiv markiertes Jod auf und senden auch nur wenig oder keine Strahlung aus, während übermäßig stark arbeitende Bezirke der Schilddrüse den radioaktiven Stoff vermehrt aufnehmen und damit auch verstärkt Strahlung aussenden, die auf einem Monitor zu sehen ist. Mit einem Suppressions-Szintigramm der Schilddrüse können Bezirke der Schilddrüse (autonome Adenome) ausfindig gemacht werden, die zwar bereits verändert sind und deshalb mehr Jod aufnehmen als das normale Schilddrüsengewebe, die aber bislang noch nicht so aktiv sind, dass sie auf einem herkömmlichen Szintigramm erkannt werden können. Bei diesem Verfahren wird dem Patienten ein Medikament gegeben, das die Herstellung des Hormons TSH unterdrückt, welches die Schilddrüsenzellen zur Herstellung und Freisetzung der Schilddrüsenhormone anregt. Normales Schilddrüsengewebe würde nun nach der Injektion von radioaktiv markiertem Jod nur eine geringe Menge des Elements aufnehmen. Autonome Adenome, die unabhängig von der Steuerung durch das Hormon TSH arbeiten, nehmen das Jod hingegen in verstärktem Maß auf und senden Strahlung aus. So unterscheiden sie sich auf dem Szintigramm vom restlichen Schilddrüsengewebe.Wichtig ist, dass der Patient in den vier Wochen vor der herkömmlichen Schilddrüsenszintigraphie keine Schilddrüsenhormone, Jodpräparate oder Medikamente genommen hat, die die Schilddrüsenfunktion unterdrücken. Denn dann nehmen die Schilddrüsenzellen unter Umständen das radioaktiv markierte Jod nicht auf und die Szintigraphie liefert ein falsches Ergebnis.Die Nierenszintigraphie wird eingesetzt, um die Funktionsfähigkeit der Nieren zu überprüfen. Dem Patienten wird eine gewisse Menge eines radioaktiv markierten Stoffs injiziert (meist Jod 131 Hippuran oder Chrom 51-EDTA), der sich rasch im Nierengewebe anreichert und über die Nieren ausgeschieden wird. Auf einem Monitor wird nun beobachtet, in welchen Bezirken sich die radioaktiv markierte Substanz anreichert und wie rasch sie von den Nieren ausgeschieden wird. Wenn sich der radioaktiv markierte Stoff im gesamten Nierengewebe anreichert, aber nicht abfließen kann, deutet dies auf Schäden der Nierenkörperchen und Harnkanälchen hin. Reichert sich die Substanz in manchen Bereichen der Nieren nicht an, so ist das Nierengewebe in diesem Bezirk funktionslos. Um die Ausscheidungsgeschwindigkeit der radioaktiv markierten Substanz und damit die Filtrationsleistung der Nieren zu prüfen, muss noch eine weitere Untersuchung durchgeführt werden, bei der dem Patienten in gewissem zeitlichem Abstand zweimal venöses Blut entnommen wird. Das durch die Nieren bereits gereinigte Blut wird jeweils auf die Menge der noch darin enthaltenen radioaktiven Substanz untersucht und dieser Wert wird mit dem Gesamtabfall der Radioaktivität im Körper verglichen. Auf diese Weise kann errechnet werden, wie groß die Menge des Harns ist, der von den Nieren in einer bestimmten Zeit aus dem Blut gefiltert wurde (Filtrationsleistung). Aus diesem Wert ergibt sich, ob die Nierenfunktion eingeschränkt ist.Weitere SzintigraphienAuch Knochen, Nerven und Lunge können durch die Szintigraphie untersucht werden. So wird die Knochenszintigraphie eingesetzt, um Knochenmetastasen aufzuspüren. Durch die Lungenperfusionsszintigraphie kann die Durchblutung der Lunge, durch die Lungenventilationsszintigraphie ihre Belüftung geprüft werden.Siehe dazu auch: Schilddrüse und Schilddrüsenhormone
Universal-Lexikon. 2012.